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Der Militärputsch im Jahre 1965

Bis heute ist ungeklärt was wirklich bei diesem dramatischen Ereignis geschah. Die offizielle Version lautete, dass am 30. September 1965 Kommunistische Frauen Generäle entführt und diese nicht nur getötet, sondern zudem noch verstümmelt hätten.

Der bis zu diesem Zeitpunkt nur aus dem Hintergrund agierende Generalmajor Suharto (Kommandeur der Eliteeinheit KONSTRAD) machte die Kommunisten für das Ereignis verantwortlich und schwang sich zum Führer der Armee auf und zog die Befehlshoheit an sich.

Seine Machtposition nutzte er auch, um die Informationen über das Ereignis zu kontrollieren. Die Militärs propagierten die Version, dass eine der PKI nahe Frauenorganisation, die Gerwani (Gerakan Wanita Indonesia – Indonesische Frauenbewegung) für den Tod der Generäle verantwortlich sei.

Es wurde weiterhin behauptet, die Leichen seien verstümmelt worden, was besonders bei der muslimischen Bevölkerung starken Hass erzeugen sollte, da ein Leichnam, nach dem in Indonesien verbreiteten islamischen Glauben als ganzes beerdigt werden muss, damit die Seele des Toten Frieden findet.

In Wirklichkeit soll der angebliche Putsch durch ein Oberstleutnant, namens Untung und einigen Offizieren aus den niederen Rängen ausgeführt worden sein. Die Planung und Ausführung war dabei äusserst dilletantisch und es ist möglich, dass es sich um eine blosse Inszenierung gehandelt hat.

Den Schock über das Ereignis und die geschürte Wut nutze Suharto um gegen die PKI, dem grössten Gegner des anti-kommunistischen Militärs vorzugehen.

Auch das westliche Ausland stütze Suharto, so erhielten die über die kommunistischen Führungsstrukturen eher schlecht informierten Militärs um Suharto, umfassende Liste mit Namen von PKI-Anführern und Sympathisanten durch den CIA.

Schon einige Zeit zuvor sollen CIA-Planungen für einen Umsturz existiert haben, denen aber der Putschverusch zuvor gekommen war.

Verantwortlich für diese Haltung der USA war wohl die Angst vor einem kommunistischen Umsturz in Indonesien und die so genannte Domino-Theorie. Die Einschätzung lässt sich auch an der 1970 von Richard Nixons gemachten Aussage abschätzen.

"It was important for Suharto and the Indonesians, as well as for the Thai and the Lao, to know that we were standing firm. If Cambodia fell, the "other side" would have their "sanctuaries" and the "psychological impact" would be "serious.".

Die Welle der Gewalt, die auf den Putschversuch folgte und sich gegen die PKI und alles was im Verdacht stand mit dieser zu sympathisieren richtete kostete mehr als einer halben Millionen Menschen das Leben, einige Quellen sprechen gar von bis zu 1 Mio. Toten. Die Militärs nannten diese "Musim Parang" (= Saison der Hackmesser).

Die offiziellen Zahlen, die veröffentlicht wurden lagen allerdings nur bei 100.000 Opfern. Im Zuge des Progrom wurden ganze Dörfer vernichtet. Auch auf Bali soll die Gewalt besonders gewütet haben. Ein Verantwortlicher der Armee soll nach dem Ereignis geäussert haben:

"Auf Java mussten wir die Menschen zum Töten anstacheln, auf Bali mussten wir sie zurückhalten".

Aber auch Zentraljava, der Hochburg der PKI war ein Zentrum der Ausschreitungen und Morde.

Ganze Dörfer wurden mitsamt Ihrer Einwohner vernichtet, wenn sie im Verdacht standen der falschen Seite nahe zu stehen. Die Gewalttaten wurden durch die Armee landesweit organisiert.

Die Bevölkerung beteiligte sich aber auch an den Ausschreitungen, teils mit und teils auch ohne Gewaltandrohung. Nur vereinzelt weigerten sich Dorf- oder Bezirksvorstände gegen Ihre eigenen Bewohner und vielleicht sogar Nachbarn vorzugehen.

Zahllose dem linken Spektrum zugeordnete Politker, Künstler und Schriftsteller wurden als politische Gefangene, so genannte "Tapols" inhaftiert und mussten Zwangsarbeit leisten.

Wer nicht verhaftet oder gar getötet worden war verlor häufig seine Arbeit. Schon eine Unterschrift auf einem Papier der PKI oder Organisationen, die ihr zugerechnet wurden konnten waren dafür ausreichend (so geschah es zum Beispiel jemandem aus meiner angeheirateten Familie).

Sukarno wurde durch Suharto zum Abtritt gezwungen und starb 1970 nach längerer Krankheit an akutem Nierenversagen. Der Einstieg seiner Töchter in die Politik wurde stark behindert.

Sie wurden zwar nicht inhaftiert, durften aber nicht politisch tätig werden. Auch wurden Sie darin gehindert ein Studium abzuschließen.

Bis heute sind die Ereignisse in Indonesien weitgehend ein Tabuthema und sorgen immer noch für Konfliktstoff.

Noch innerhalb des Jahres 2007 ließ der Generalstaatsanwalt Hendarman Supanji über 30.000 Geschichtsbücher verbrennen, die von der unter Suharto vorgegebenen Version der Geschichte abwichen. Indonesien begeht Unabhängigkeitstag mit Bücherverbrennungen

Fakt ist, dass die kommunistische Partei nahezu ausradiert wurde und in Indonesien bis heute keine als "Linke" zu bezeichnende politische Strömung existiert.

Auch in den Folgejahren wurde Suharto durch die USA unterstützt, wie sich auch aus der Einschätzung Nixons von 1970 erkennen lässt.

Allerdings stützten nahezu alle westlichen Staaten das Suharto-Regime, so leistete der BND fast bis zum endgültigen Sturz Suhartos logistische Unterstützung und stellte sogar Waffen zur Verfügung.

Der BGS und die Bundeswehr führten Ausbildungskurse führ indonesische Offiziere. Sogar zum Geheimdienst Indonesiens sollen enge Kontakte bestanden haben.

Auch ein Schwiegersohn Suhartos nahm 1981 an einem Sonderlehrgang der GSG 9 teil und war später Leiter der für ihre Brutaliät berüchtigten Spezialeinheit "Detachment 81". Suharto war zudem ein enger Freund Helmut Kohls und auch die Schröder-Regierung unterhielt enge Kontakte.


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