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Bali Geschichte Teil 2

Die Schlachten von Jagaraga

Neben den  zahlreichen Konflikten zwischen den einzelnen Fürstentümer Balis begannen 1846 die ersten Versuche Hollands Bali zu annektieren.

Diesem ersten Angriff war ein Streit um Bergungsrechte gestrandeter Schiffe vorausgegangen.

In Verträgen zwischen einzelnen Fürsten und holländischen Diplomaten wurden unter anderem auch die Besitzrechte an gestrandeten Schiffen festgelegt.

Allerdings ignorierten viele Fürsten trotz einer Unterzeichnung jegliche Verträge, weil sie diese, nicht zu Unrecht, als einen Versuch Hollands ansahen die Souveränität über Bali zu gewinnen. Villeicht aber auch, weil Sie diese zum Zeitpunkt der Unterzeichnung überhaupt nicht verstanden hatten.

Das Traditionelle Recht "Tawang Kerang" (Riff Recht) sah vor, dass sämtliche Besitztümer eines gestrandeten Schiffes straflos von den Einheimischen geplündert werden durften.

Nachdem mehreren holländischen Schiffen dieses Schicksal widerfahren war, sandten die Niederländer zunächst Diplomaten.

Die diplomatischen Missionen scheiterten allerdings, da Gusti Keutet Jlantik, der erste Minister des Fürstentums Buleleng durch die Forderungen seine Souveränität bedroht sah. Er lehnte ebenso Reparationszahlungen an die Schiffseigner ab.

Seine lautstarke Antwort gegenüber den holländischen Diplomaten lautete Sinngemäss:
"Das Schicksal dieses Fürstentums kann nur durch die Spitze des Kris entschieden werden!"

Dieser erste Angriff mit 3500 regulären und 500 Hilfstruppen von der Insel Madura begann am 28. Juni, nachdem ein gesetztes Ultimatum verstrichen war.

Zunächst bombardierten die Kriegsschiffe die Stadt Buleleng und nahmen diese nach harten Kämpfen ein. Später rückten Sie nach Singaraja vor und zerstörten dort den Palast des Prinzen.

Gusti Ketut Jlantik hatte sich zu diesem Zeitpunkt allerdings schon in die Bergfestung Jagaraga zurückgezogen und seine Armee mit seinem einzig verbliebenen Verbündeten, dem Prinzen von Karangasem verbündet.

Die niederländischen Truppen griffen die Festung nicht an und schickten stattdessen einen Vermittler (George Peacock King, einen englischen Händler) nach Jagaraga.

Dieser erreichte tatsächlich die neuerliche Unterzeichnung der Verträge. Allerdings unterzeichnete Gusti Ketut Jlantik die Verträge nur, um die holländischen Truppen so schnell wie möglich zum Abzug zu bewegen.

Als Teil des Friedensvertrags, der den ersten Krieg um Buleleng beendete, liessen die Holländer Besatzungstruppen in Buleleng Stadt zurück.

Dieses, wie auch Forderungen an die balinesischen Prinzen, die Kosten der holländischen Militäroperation zu tragen beleidigte viele Balinesen und auch ehemals neutrale Prinzen waren nun bereit sich gegen die Holländer aufzulehnen.

Dewa Agung, Prinz der Region Klungkung, der auf Bali eine grosse spirituelle Macht besass nutzte seinen Einfluss um den Widerstand der Balinesen gegen die holländische Einfluss zu stärken.

Durch seinen Einfluss wendeten sich auch die Herscher der Regionen Gianyar und Mengwi gegen die Holländer.

Im Jahr 1847 kam es zu weiteren Fällen von Plünderung gestrandeter Schiffe. Die Prinzen von Buleleng und Karangasem ignorierten weiterhin die unter Zwang entstandenen Vertragsunterzeichnungen.

Die holländische Garnison in Buleleng wurde isoliert und von Nahrungsmittellieferungen abgeschnitten.

Holland setzte den Prinzen von Buleleng und Karangasem erneut ein Ultimatum und forderte die Einhaltung der Verträge, welches diese wiederum ignorierten.

Für die Niederländer war Gusti Ketut Jlantik das Zentrum des Widerstandes gegen die holländischen Ansprüche.

1848 wurde eine erneute Militäroperation gegen Buleleng gestartet. Holland entsandte 2265 reguläre Truppen, 500 Hilfstruppen aus Madura, sowie 500 Träger gegen die Festung Jagaraga.

Eine Flotte aus zahlreichen Transportschiffen, eskortiert von neun Kriegsschiffen, erreichte die Stadt Sangsit am 8. Juli 1848.

Zwischen Sangsit und der Festung Jagaraga lagen nur 4 Kilometer und schon am 9. Juli erreichten die Truppen die Bergfestung.

Dort erwartete diese die 10.000 Mann starke Armee Gusti Ketut Jlantiks. Die Kämpfer waren fast ausschliesslich mit Kris und Lanzen ausgestattet. Feuerwaffen waren nur in kleiner Stückzahl vorhanden.

In der Festung befanden sich zwar auch einige Kanonen, diese waren aber hoffnungslos veraltet. Die Verteidigungsbauten bestanden aus Erdwällen und einem Erdgraben, sowie einzelnen Befestigungsanlagen.

Im Kampf um die Festung konnten die Angreifer zwar einige Befestigungen einnehmen, wurden aber durch die fanatisch kämpfenden Balinesen immer wieder zurückgedrängt.

Auch aus einem nahe gelegenen Tempel erfolgten Angriffe auf die Holländischen Truppen. Zunächst konnte der Tempel eingenommen werden, später aber zogen sich die Holländer erneut vor den nahezu Rauschhaften Angriffen der Verteidiger zurück.

Schliesslich, am Abend des 9. Juli waren die Munitionsvorräte nahezu aufgebraucht. 

Dieses und die Tatsache, dass kein dauerhafter Vorstoss gelungen war, endete mit dem nächtlichen Rückzug der holländischen Streitmacht auf die vor Sangsit liegende Flotte.

Nachdem die Schiffe einige Tage vergeblich auf Nachschub gewartet hatte, segelte die gesamte Flotte zurück nach Java.

In dieser ersten Schlacht starben auf holländischer Seite 99 Menschen, 105 wurden verwundet und weitere 32 waren nicht mehr einsatzfähig. Die Verluste auf balinesischer Seite beliefen sich geschätzt auf über 2000.

Der General-Gouverneur von Niederländisch Ost-Indien ordnete eine erneute Invasion an, um das verlorene Prestige wiederherzustellen. Anfang April 1849 wurde eine erheblich größere Streitmacht in Marsch gesetzt.

Die Fusstruppen zählten 4177 Mann, dazu kamen weitere 550 Mann bestehend aus Kavalleristen, Technikern, Artillerie, und medizinischen Hilfen.  Hinzu kamen 2000 Lastträger und 2000 javanischstämmige Kämpfer.

Mit  26 Transportschiffen, 18 Schiffen in einheimischer Bauweise, 16 Landungsflössen und 26 Kriegsschiffen landete die Streitmacht bei Buleleng Stadt und marschierte den kurzen Weg Richtung Singaraja.

Im Vorfeld hatten Diplomaten ein Bündnis mit dem Prinzen von Bangli geschlossen, dessen Fürstentum mit Buleleng verfeindet war. So machte sich Holland die innerbalinesischen Rivalitäten zunutze.

Der Prinz von Bangli hatte zugestimmt seine Truppen im Norden von Jagaraga zu postieren und so den Truppen Gusti Ketut Jlantiks den Rückzugsweg abzuscheiden.

In Singaraja stoppte zunächst der Vormarsch der holländischen Kräfte, da kein Landweg zur Festung Jagaraga existierte, auf dem die Artillerie hätte vorrücken können.

Dieser zwangsläufige Stop, eröffnete für kurze Zeit Raum für Verhandlungen.
Die Prinzen von Buleleng und Karagasem, wie auch Gusti Ketut Jlantik erschienen begleitet von 12.000 Kriegern in Singaraja zu den Verhandlungen. Durch diesen enormen Truppenaufmarsch versuchte Gusti Ketut Jlantik seine Gegner einzuschüchtern. Es sollte sich zeigen, dass dies keinen Erfolg hatte.

Die dimplomatischen Bemühungen verliefen erfolglos. Die Prinzen und Gusti Ketut Jlantik reisten ab. Die holländischen Streitkräfte sammelten sich ein zweites mal am Strand von Sangsit, um auf Jagaraga vorzustossen.

Durch den massiven Einsatz der Artillerie fiel die Festung Jagaraga, Gusti Ketut Jlantik und die Prinzen von Buleleng und Karengasem konnten allerdings, mit zahlreichen Anhängern entkommen.

Beide Seiten hatten in den Kämpfen, die vom Morgen des 15. April 1849 bis zum nächsten Tage angedauert hatten. Die Verluste auf niederländischer Seite betrugen 1100 Mann.

Auf balinesicher Seite waren die Verluste ungleich höher. Eine verlässliche Zahl kann nur geschätzt werden. Auf eine sehr hohe Zahl lässt die Tatsache schliessen, dass dieses Ereignis noch bis heute als "Puputan von Jagaraga" bezeichnet wird. Der Begriff Puputan bezeichnet einen kollektiven Selbstmord.

Bei den Kämpfen wurde zudem der Tempel Pura Dalem zerstört. Dieser wurde später neu aufgebaut. In die Gestaltung flossen nun aber, neben den traditionellen Elementen nun allerdings auch karikierte Darstellungen der Erfahrungen mit den holländischen Besatzern ein, wie zum Beispiel die Zeichnung langnasiger Holländer in einem Ford-T Modell, oder bärtige und trinkende Gestalten.

Durch den Sieg der Holländer zerbrach der Widerstand in Nordbali. Um die entstandenen Verluste auszugleichen entsandten die Holländer eine 4000 Mann starke Hilftruppe, bestehend aus Kämpfern aus Lombok zum königlichen Palast von Karangasem um diese zu plündern und niederzubrennen.

Gusti Ketut Jlantik und die Prinzen von Buleleng und Karangasem  hofften noch mit Guerillataktiken weiterhin gegen die Holländer bestehen zu können. Doch durch die abgeschnittenen Rückzugsgebiete durch den Prinzen von Bangli fielen sie ebenfalls die Hände, der aus Lombok stammenden Hilfstruppen, wurden gefangen genommen und getötet.

Die verbliebenen Truppen der Prinzen flohen entlang der Küste in Richtung Klungkung. Sie sammelten sich in einem Dorf namens Kusamba. Auf dem damaligen Weg Nach Kusamba lag eine als natürliche Verteidigungsposition liegende Höhle, genannt „Goa Lawah“. (Heute ist die Höhle, udie auch als „Bat Cave“ bekannt ist und der in ihr befindliche Tempel, ein beliebtes Touristenziel).

In dieser Position verschanzten sich einige Teile der Truppen. Gegen die Seegeschütze der angreifenden Holländer bot die Höhle allerdings kaum einen nennenswerten Schutz. Schon nach kurzer Zeit konnten die Angreifer die Höhle ohne grosse Verluste stürmen.

Als die Holländer am 24. Mai 1849 weiter auf Kusamba vorrückten stellten sich Ihnen weiter ca. 1000 Balinesische Kämpfer in den Weg. Nach einigen Stunden konnten diese überwältigt und das Dorf eingenommen werden.

Es war allerdings nur ein vorübergehender Sieg, denn kleine Ortschaften und Gehöfte, um das Dorf Kusamba herum wurden immer noch von Balinesen gehalten.

Die Holländer befürchteten einen Angriff und hielten Ihre Stellung im Zentrum des Dorfes. In der Nacht erfolgte der befürchtete Angriff.

Dem unnachgiebigen  Massenansturm, der durch die Schwester Dewa Agungs von Kungklung angeheizt wurde, konnten die Holländer zwar eine zeitlang standhalten und das Dorf in harten Kämpfen säubern, allerdings erlitt der kommandierende Offizier eine Verwundung und starb am folgenden Tag.

Unter dem Kommando eines neuen Offiziers zogen sich die Streitkräfte in die relative Sicherheit der nahen Bucht zurück.

In der Folge vermieden die Holländer in Kämpfe verwickelt zu werden und offen anzugreifen, obwohl der Dewa Agung von Kungklung sich weiterhin im Widerstand gegen die holländische Okkupation befand.

Für dieses Handeln gab es zwei gute Gründe. Zum einen besass der Dewa Agung von Kungklung grossen Einfluss und bei weiteren Angriffen musste mit fanatischer Gegenwehr gerechnet werden, zum anderen verblieben den Holländer auch nur noch ca. 2500 kampfbereite Männer um einen solchen Angriff zu führen.

Es folgten Verhandlungen, aber der Prinz von Klungkung weigerte dem holländischen Druck nachzugeben.

Am 10. Juli entschieden sich die Holländer zu handeln und nahmen Kumbasa erneut ein. Kurz darauf erhielten sie die Nachricht, dass sich die Armeen des Prinzen von Klungkung und des Prinzen von Badung vereinigt hatten. 33000 balinesische standen 2500 holländischen Truppen gegenüber.

Zudem hatte der Dewa Agung von Kungklung seinen Truppen einen „Puputan“ oder den Kampf bis zum Tod  befohlen.

Die Befürchtung, dass ein Kampf in dieser Situation in einem blutigen Massaker an den Balinesischen Adligen enden würde, welches Holland politisches Ansehen schwer beschädigt hätte, kam es erneut zu Verhandlungen.

Als Vermittler wurde ein dänischer Händler, mit guten Beziehungen zu den auf Bali herrschenden Familien  eingesetzt. Dewa Agung von Kungklung ging auf die Forderungen ein, weil er bedenken musste, dass, wenn er und seine Anhänger in einem Puputan ihr Leben lassen würden, nur der bereits mit Holland verbündete Prinz von Bangli als einzige einheimische, politische Macht übrig bliebe.

Ein Vertrag um alle Kämpfe zwischen den Balinesischen Königshäusern und den Holländern zu beenden wurde am 13. Juli 1849 abgeschlossen.

1855 wurde ein holländischer Resident in Singaraja eingesetzt. 1880 kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Mengwi, Klungkung auf der einen und Gianyar (Gyanyar), mit seinem Raja Dewa Manggis und seinen Söhnen auf der anderen Seite.

Da Dewa Manggis eine Niederlage befürchtete wandte er sich an die holländischen Kolonialherren. Diese waren allerdings zu sehr mit einem Konflikt in Aceh beschäftigt.

So kam es erneut zur Teilung Gianyars und Dewa Manggis und seine Söhne wurden gefangen genommen.  Die Söhne konnten allerdings entkommen, nachdem das Reich Mengwi selbst, nach einem verlorenen Konflikt mit den Reichen Badung und Tabanan, aufgeteilt wurde.

Mit der Hilfe von Prinz Cokorda Sukawati von Ubud , der auch vielen Künstlern anderer Höfe Unterschlupf bot, gelang es Ihnen Ihr Reich Gynayar neu zu gründen.

Da der neue Dewa Manggis von Gianyar  weitere Angriffe der Nachbarn befürchtete, erkannte er Holland als Schutzmacht und damit auch die Annektierung Gianyars durch die Kolonialherren an.

Der letzte Prinz von Gianyar war Agung Ngurah Agung (1892-1960). Er regierte von 1912 an. 1943 verbannten ihn die japanischen Besatzer ins Exil auf Lombok.

1882 wurde Singaraja offiziell zum Administrationszentrum der holländischen Kolonie auf Bali und ebenso der wichtigste Handelshafen der Kolonialherren.

1891 begann auf Lombok ein Aufstand gegen den Einfluss der balinesichen Fürstentümer.

1894 landeten holländische Truppen auf Lombok, nachdem Sie von verschiedenen Sasak-Häuptlingen zur Hilfe gerufen worden waren und annektierten auf diese Weise ganz Lombok.

Die Puputans von 1906 und 1908

Im Jahre 1904 nutzen die Holländer den Streit um Bergungsrechte erneut um weiter in den Süden Balis vorzudringen.

Ein Handelsschiff eines chinesischen Kaufmanns aus Borneo war nahe Sanur, in der Provinz Badung gestrandet. Die Anwohner plünderten darauf das Schiff. Der Kapitän wandte sich mit dem Fall an die Holländer.

Holland wandte sich seinerseits an den Raja von Badung und forderte eine Entschädigung von 7500 holländischen Gulden. Der Raja namens Gede Ngurah verweigerte jedoch die Zahlung.

Es kam über zwei Jahre hinweg zu Verhandlungen, die jedoch ergebnislos endeten.
Aufgrund dieses Vorwands kam es zu einer Küstenblockade durch 12 holländische Kriegsschiffe vor Badung und Tabanan.

Weitere Verhandlunsversuche scheiterten. Als die Holländer am 20. September 1906 auf die Hauptstad Badung, dem heutigen Denpasar vorrückten, um den aufsässigen Raja Gede Ngurah festzunehmen, reagierte dieser mit dem Befehl einen Puputan auszuführen.

Dies bedeutete, dass er Feuer in seinem Palast legte und darauf mit seinem gesamten Hofstaat und über 300 Anhängern auf die holländischen Truppen zumarschierte.

Die gesamte Prozession bot ein beeindruckendes Bild. Die Männer waren nur mit traditionellen Schwertern und Speeren bewaffnet, dazu trugen sie weisse Kleidung, wie sie Verstorbene bei Totenfeiern tragen und rituellen Schmuck. Die Frauen trugen trugen offenes Haar und weisse Gewänder.

Der Raja wurde auf einer Sänfte getragen. Sie stoppten an einer Stelle, die heute als Puputan-Platz bekannt ist, nur wenige Meter vor den schwer bewaffneten Holländern.

Plötzlich stiess einer der Priester dem Raja ein Messer in dessen Herz. Kurz danach töteten sich zahlreiche Anhänger selbst oder gegenseitig. Die Frauen provozierten die Soldaten, warfen Ihnen Geld und Schmuck ins Gesicht, beleidigten sie um diese dazu zu bringen auch sie zu töten.

Einem Augenzeugenbericht nach, löste sich in dieser chaotischen Szene ein Salve von Schüssen (aus angeblich unbekannter Richtung) worauf die holländischen Truppen ihre Gewehre und Artillerie auf das Gefolge aus Männern, Frauen und Kindern richteten und schossen.

Es ist anzunehmen, dass die Kommandeure erahnen konnte, dass sich etwas Derartiges ereignen würde, da die Praxis des Puputan schon weithin bekannt war. Auch schien das schauerliche Schauspiel einige Truppenteile nicht davon abzuhalten die Toten und die Ruinen des Palastes von Badung zu plündern.

Noch am selben Tag wiederholte sich das Ereignis im nahen Pemacutan. Der in Bandung mitregierende  ältere und gebrechliche Raja,  führte ebenfalls sich und sein Gefolge in den Tod, nachdem er von den Ereignissen in Badung Nachricht erhalten hatte.

Offiziellen Angaben starben 450 Balinesen in Badung. Ein Augenzeuge berichtete jedoch von weitaus mehr Opfern.

Dieser Augenzeuge war W.O.J. Nieuwenkamp, ein Bewunderer und Förderer traditioneller, indonesischer Kunst, den es eher zufällig an den Schauplatz des Geschehens verschlagen hatte.

In privaten Briefen an seine Familie, Freunde und einige offizielle Stellen beklagte er die Diskrepanz in der Opferzahl. Seinen Berichten zufolge hatte es mehr als 1400 Opfer gegeben.

Als er jedoch einen Zeitungsbericht verfasste, hielt er seine Kritik etwas zurück, wohl aus Furcht vor Repressalien durch die Kolonialverwaltung. Zumindest unterstützte er die Ansicht, dass mindestens 1400 Balinesen umgekommen waren.

Auch zog er holländische Offiziere auf Bali ins Lächerliche, die sich, seinen Angaben zufolge, nicht ohne Bewachung von mindestens 50 Soldaten in die Nähe der balinesischen Bevölkerung wagten.

Nieuwenkamp dagegen, besuchte Bali meist allein und er berichtete, dass er selbst wenige Tage nach den Ereignissen vom 20. September mit Respekt behandelt worden war.

Die holländischen Truppen marschierten derweil zum Palast des Rajas von Tabanan. Sie sandten diese diesem eine Aufforderung zur bedingungslosen Kapitulation. Der Raja forderte allerdings als Bedingung nach der Kapitulation nicht ins Exil verbannt zu werden.

Die holländischen Befehlshaber teilten ihm darauf mit, dass eine solche Angelegenheit nur von der zentralen Verwaltung in Batavia, dem heutigen Jakarta auf der Insel Java, entschieden werden könne.

Er ergab sich, nur in Begleitung seines Sohnes und Thronfolgers, sowie einigen Getreuen. Die Entscheidung aus Batavia liess auf sich warten. Zu lange, wie sich erweisen sollte. Schon einige nach der Gefangennahme beging der Raja Selbstmord.

Traditionell hätte er diesen mit einem Kris ausgeführt, da er allerdings keine Waffen mehr besass, ritze er sich den Hals mit einem keplocakan (einem stumpfen, meisselartigen Werkzeug, dass zum Zerreiben von Betelnüssen benutzt wurde) den Hals auf.  Sein Sohn und Thronfolger vergiftete sich.

Die Holländer erhofften, dass sich die verbleibenden Herrscher von Klungkung und Bangli, nach den Ereignissen von Badung,  freiwillig ergeben würden.

1908 sollte es aber zu einem neuerlichen Puputan, diesmal in Klungkung kommen. Zunächst war der dortige herrschende Dewa Agung Jambe durch eine holländische Machtdemonstration eingeschüchtert worden und ging kam den Holländern zunächst politisch entgegen.

Später kam es zu Unruhen in einigen Teilen der Provinz, bei welchen ein Opiumtransport überfallen wurde. Der Überfall war von einem Panggawa, (=königlicher Wächter) ausgeführt worden, der nach einem Gegenangriff der Holländer im Palast von Klungkung Schutz suchte.

Nach einigen Angriffen durch Schiffsgeschütze, bei denen grosse Teile Gelgels und Klungkungs zerstört wurden, marschierten die holländischen Angreifer auf den Palast des Dewa Agung von Klungkung zu.

Dewa Agung Jambe befahl zu diesem Zeitpunkt durch das Schlagen von Gongs den Puputan. Bei diesem kamen 300 Menschen ums Leben. Die Opferzahl war hier geringer, da die Beschiessung der Stadt beim Start des Puputans ein Chaos ausgelöst hatte.

Durch die Angriffe wurde fast die gesamte Palastanlage zerstört. Vom Palast selbst blieb nur das Eingangstor genannt Gapura Kraton (Gapura=Tor, Kraton=Palast) erhalten.

Neben diesem überstanden noch ein Park (Taman Gili) und ein auf einem kleinen Teich gelegener Pavillon (Bale Kambang) die bombardierungen und Kämpfe.

Die Puputans von 1906 und 1908 sind heute ein nicht unwichtiger Faktor im Tourismus-Marketing. So findet man bei der Suche nach  "Puputan" in Google, die Überschrift: "Puputan: Balinese ritual mass suicide - Travel Tips". Ein wenig sarkastisch wirkt dies schon, gehört aber wohl zum Geschäft.


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Quellen:
Günther Spitzing, Bali, DuMont Verlag, ISBN 3-7701-1382-9
Adrian Vickers, Reise Know-How - Bali, ein Paradies wird erfunden, Reise Know-How Verlag, ISBN 3-89416-618


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