indonesia-portal.de"/>

Geschichte Balis von 1908 bis heute

Die ersten Touristen auf Bali

1913 hatte Holland ganz Bali unter seiner Kontrolle, allerdings hatten die Geschehnisse von 1906 und 1908 das Ansehen Hollands beschädigt. Auch aus Amsterdam kamen Forderungen an die Kolonialverwaltung die balinesische Kultur zu schützen.

Holland versuchte das Bild Balis in Europa, dass bis dahin dem eines wilden und gefährlichen Bali entsprach, umzuformen.

Bali wurde nun als ein friedliches Paradies dargestellt und schon 1914 begann die Kolonialverwaltung den Tourismus zu fördern, wohl auch um die eigene blutige Geschichte zu überdecken.

Die holländische Dampferlinie, die bis 1914 nur Güter nach Bali transportierte fasste nun auch den Tourismusmarkt ins Auge und warb auf Broschüren für "die verzauberte Insel", auf der ein "einfaches Volk von Eingeborenen" lebe.

Weiter sprach die Werbebroschüre von der Kunstfertigkeit der Einwohner und die "in ihrer Redlichkeit bezaubernde Hingabe zur Religion". Auch sexuelles spielte schon in diesen ersten Broschüren eine Rolle.

Schon kurze Zeit später strömte eine Welle von Fotos halbnackter Balinesinnen mit blankem Busen und ähnliche Broschüren durch Europa und sorgte für ein Bild, dass Bali  (mehr oder weniger versteckt)., im Vergleich zu Europa, als ein Land sexueller Freizügigkeit anpries.

Natürlich mussten die ersten Touristen viel Zeit mitbringen und nur wenige konnten sich die, für damalige Verhältnisse teure Überfahrt, leisten. Zudem dauerte allein die Anreise auf See mehrere Wochen.

Gleichzeitig formte Holland weiter die Verhältnisse in der balinesischen Gesellschaft nach den eigenen Vorstellungen um. Viele Holländer sahen die alten Verhältnisse in denen hinduistische Könige geherrscht hatten, als eine Zeit der Gewaltherrschaft an.

Die Holländer versuchten "Dorfrepubliken" zu errichten, die Ihrer Ansicht nach das wahre Bali abbildeten. Dabei griffen Sie allerdings massiv in das System ein, dass sie zu schützen vorgaben.

Sie änderten nicht nur im grossen Masstab die Verwaltung Balis und zogen neue Grenzen, wo vorher nie welche existierte hatten, sondern griffen auch in die dörflichen Abläufe ein.

Die Verwaltung der Bezirke wurde umverteilt und/oder neu besetzt und die Zahl der Bewässerungsvereinigungen wurde verringert. Dies führte auch dazu, dass Bauern Dörfern zugeteilt wurden, zu denen Sie vorher keine soziale Beziehungen gehabt hatten.

Sie leisteten nun auch nicht mehr Fronarbeit für ein Königshaus, der, nach balinesischem Glauben, einem spirituellen Zweck diente, sondern sollten "sinnvolle" Aufgaben im Sinne der Kolonialherren erfüllen.

Auch fanden sich ehemalige Künstler, Maler und Musiker plötzlich im Straßenbau wieder und bekamen erklärt, dass dies nur die Fortsetzung ihrer traditionellen Pflichten sei.

Für Holland bedeuteten diese Massnahmen Recht, Ordnung und Frieden, zumindest was sie selbst betraf. Für die Balinesen bedeutete sie Chaos, Verarmung und Leid.

Ehemals niedrig gestellte Adlige hatten von den Kolonialherren Posten in der Verwaltung erhalten und herrschten mit Terror und Gewalt über die ihnen unterstellen Gebiete.

Bespitzelung, Korruption und sexuelle Übergriffe waren an der Tagesordnung und eine grosser Teil der Gesellschaft wurde entwurzelt.

Einige Adlige versuchten alte Traditionen wiederherzustellen. Gusti Bagus Jlantik (1887-1968), der Raja von Karangasem war einer einer dieser Adligen.

Er war im Jahre 1908 mit nur 21 Jahren dem verstorbenen Gusti Gede Jlantik, der sich kurz vor seinem Tod den Holländern ergeben musste, unter schwierigen Umständen auf den Thron gefolgt.

Als er die traditionelle Verbrennungszeremonie durchführen lassen wollte, zu dessen Anlass viele Verwandte und Anhänger des alten Königs zu Gast waren, nutzten die Holländer diese Gelegenheit.

Sie forderten die Auslieferung derer zu verlangen, die sich weiterhin weigerten die holländische Vorherrschaft anzuerkennen und drohten mit Artilleriebeschuss.

Dem jungen Raja blieb keine andere Möglichkeit als diese Personen, teilweise Onkel und Vettern auszuliefern und behielt im Gedächtnis, dass jede Auflehnung gegen die Kolonialmacht sofort sanktioniert wurde.

Im Jahre 1917 kam es zum Ausbruch des Gunung Batur, der mehr als 1000 Bewohnern des Dorfes Batur das Leben kostete und das Dorf schwer beschädigte. Der am Gunung Batur gelegene Tempel Pura Ulan Danu Batur (Tempel des Kratersees) wurde allerdings kaum beschädigt.

Der junge Raja von Karangasem, Gusti Bagus Jlantik, nutzte die Katastrophe, um die Neubelebung der balinesischen Religion auf seine Fahnen zu schreiben.

Indem Gusti Bagus Jlantik, wie auch die Rajas von Bangli und Gianyar (Gyanyar) und deren Priestern die Ursachen für das Chaos in Gesellschaft und Natur der Vernachlässigung religiöser Pflichten zuschrieben, versuchten Sie Ihren spirituellen Einfluss zu stärken.

Sie wollten zum Einen die Kastenordnung wiederherstellen, zum Anderen wollten sie die Zelebrierung religiöser Rituale und den Auf- und Ausbau von Tempeln fördern.

In letzteren Punkten waren die Kolonialherren bereit die Rajas zu fördern, auch weil es Ihre Bemühungen ein neues Image Balis zu erschaffen unterstützte.

1918 beschloss die Kolonialverwaltung Bali die Kultur Balis von äusseren Einflüssen abzuschirmen und das, was diese für die balinesische Kultur hielt zu erhalten.

1926 kam es zu einem neuerlichen grossen Ausbruch des Gunung Batur, bei dem das gesamte Dorf Batur, sowie der Tempel Pura Ulun Danu Batur zerstört wurde. Nahezu die gesamte Bevölkerung des Dorfes Batur kam bei der Katastrophe ums Leben.

Nur der Schrein im Tempel überstand den Ausbruch. Er wurde daraufhin an eine andere Stelle, südlich von Kintamani verbracht, wo sich auch das neue Dorf Batur im Aufbau befand.

Auch der Tempel wurde nach Vorbild des alten Tempels, direkte am Kratersee Batur neu errichtet.

Im Jahre 1928 wurde in Singaraja das Museum Gedong Kirthya gegründet, dass bis heute die Lontarschriften beherbergt.

In den Lontarschriften finden sich Aufzeichnungen aus Geschichte, religiöse Lehren aber auch Literatur. Zur Aufzeichnung verwendete man Palmblätter, in die man Texte "einritzte".

1929 gestanden Holland einigen Königen wieder eine begrenzt Autonomie in ihren Entscheidungen, kontrollierten aber weiterhin alle Entscheidungen.

Es wurde ein Rat der Könige gegründet, dem Gusti Bagus Jlantik vorstand, wohl aus Grund seiner grösseren Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der Kolonialverwaltung.

Der Rat konnte über politische Angelegenheiten die ganz Bali betrafen Entscheidungen fällen, allerdings behielten sich die Holländer vor, das letzte Wort zu haben.

Die Macht blieb auch in anderer Hinsicht eingeschränkt. Wo Herrscher in früheren Zeiten über Leben und Tod seiner Untertanen entscheiden und Kriege führen konnte, blieb ihnen heute nur die Möglichkeit Vermögen anzuhäufen und Rituale durchzuführen.

1937 zelebrierte Gusti Bagus Jlantik eine der grössten religiösen Feiern,  in welcher er ein Weiheritual integrierte, dass ihm den Erbtitel Anak Agung Ktut Karangasem verleiht.

1938 führten auch die Holländer ein ähnliches Ritual mit den ihnen ergebenen Königen durch. Es sollte deren Macht festigen und ihren Titeln einen formellen Anstrich verleihen.

Japanische Besatzung

1942 besetzten die Japaner Bali und vertrieben die Holländer. In der Strasse von Badung fand eine bedeutende Seeschlacht statt, aus der die Japaner siegreich hervorgingen.

Bali diente den Japanern vorrangig, nachdem Sie bereits Borneo erobert haten, als Ausgang für weitere Operationen im Gebiet, vor allem als Operationbasis für Bomber und zur Isolierung von Java.

Anfangs konnte Japan Bali ohne große Wiederstände der Bewohner besetzen, da die japanische Kriegspropaganda einen "großasiatischen Raum gemeinsamer Wohlfahrt" und die Förderung einer asiatischen Identität versprach.

Viele Nationalisten erhofften sich daher eine Loslösung von den verhassten Kolonialherren. Gerade diese Nationalisten sollten unter der japanischen Besatzung besonders zu leiden haben.

Ein religiöser Führer, der sich gegen die japanischen Besatzer auflehnte wurde tagelang gefoltert und an den Füssen aufgehängt. Auch zahlreiche andere Beispiele von Grausamkeiten und Folter durch die Japaner auf Bali liegen vor.

Gegen die Aristokratie gingen die Japaner auf Bali allerdings weniger brutal vor als im Rest Indonesiens, wo sie praktisch die gesamte Führungsschicht exekutieren liess.

Der Grund hierfür war, dass Japan erkannte, dass sie die Regenten für die Kontrolle Balis benötigten. Der Sohn des Rajas von Gianyar, Anak Agung Gede Agung wurde gar zum Armeeoffizier befördert.

Die Nationalisten konnten sich in dieser Zeit nur ruhig verhalten und zuschauen, wie Bali als Ausgangspunkt für Bomberangriffe, vor allem auf Australien genutzt wurde.

Als Japan allerdings 1944 immer mehr unter Druck geriet versuchten sie ihre Herrschaft aufrecht zu erhalten, indem sie Indonesien die Unabhängigkeit in Aussicht stellten.

Auch Sukarno, der Vorkämpfer für die Unabhängigkeit und spätere Präsident Indonesiens verhandelte in dieser Zeit mit den japanischen Besatzern.

Rückkehr der Holländer nach Bali

Zum Zeitpunkt des Atombombenabwurfs auf Hiroshima und Nagasaki erklärten Sukarno und andere nationale Führer die Unabhängigkeit und hofften, dass die abziehenden Japaner Ihre Waffen zur Bekämpfung der zurückkehrenden Holländer zurücklassen würden.

Die Alliierten jedoch verlangten, dass alle japanischen Waffen an sie übergeben werden sollten, um eine unbehinderte Rückkehr der vertriebenen holländischen Kolonialherren zu gewährleisten.

Teilweise hielten sich die japanischen Truppen an die Vereinbarung, in einigen Fällen jedoch leisteten sie nur symbolischen Widerstand. So gelangten die Nationalisten an Waffen zum Widerstand gegen die zurückkehrenden Holländer.

In der Übergangszeit zwischen dem japanischen Abzug und der Wiederinbesitznahme durch Holland gab es auf Bali kein wirkliches Machtzentrum. Rajas stritten untereinander, ob sie sich der von Sukarno in Jakarta ausgerufenen Republik anschliessen oder proholländisch bleiben sollten.

Selbst innerhalb einiger Herrscherfamilien kam es zu Spaltungen. Cokorda Anom Putra wurde Anhänger der Republik. Er war der Sohn des Dewa Agung von Klungkung, einem der unerschütterlichsten Anhänger der Holländer.

Als die Holländer 1946 auf Bali eintrafen waren Ihre treuesten Anhänger im alten Adel zu finden. Die Vertreter der jüngeren Generation stand mehrheitliche auf Seiten der Republik.

Der Konflikt sollte zu gewalttätigen Konflikten führen, bei denen insgesamt mehr als 2000 Balinesen ums Leben kamen. Auch Folter und Inhaftierungen waren an der Tagesordnung.

Einer der schärfsten Gegner Hollands war Ngurah Rai aus Mengwi. Nach einigen mit den Holländern geschlagenen Schlachten wurde er am 20. November 1946 mit 94 seiner Anhängern in der Nähe von Marga umzingelt.

Er verweigerte es sich zu ergeben und folgte der Tradition des Puputan, was bedeutet, dass er und seine Anhänger getötet wurden.

Holland versuchte die Situation durch einen Kompromiss zu entspannen. Dieser bestand aus der Gründung des NIT (Negera Indonesia Timor), von den Republikanern als "Negera Ikut Tuan" (=Folge dem Herrn) verspottet.

Ziel war es, da Holland akzeptieren musste, dass es die Republikaner in Java nicht vertreiben konnte, einen Ostindonesichen Staatenverband unter holländischer Führung einzurichten.

Cokorda Raka Sukawati, der Herrscher von Ubud wurde als Präsident eingesetzt. Er arbeitete eng mit dem Rat der Könige auf Bali zusammen, welcher dort die Regierungsgewalt inne hatte.

Einer dieser Könige, war Anak Agung Gede Agung, der König von Gyanyar, welcher dass Amt allerdings an seinen Bruder abtrat um selbst innerhalb des NIT aufzusteigen.

Corkorda Raka Sukawati und Anak Agung Gede Agung waren ehrgeizigsten Unterdrücker des Widerstandes gegen die Holländer. Folter und Verhaftungen gehörten zum Alltag.

Selbst ein Bruder Sukawatis, Cokorda Agung wurde verhaftet und gefoltert (im Vergleich zu manch Anderem wurde allerdings noch schonend). Zwei der engsten Freunde Sukawati Agungs, die als Rädelsführer des Widerstandes indentifiziert worden waren, wurden durch holländische Soldaten getötet.

Ein exemplarischer Fall für das gewaltsame Vorgehen gegen die republikanischen Kräfte zeigte sich 1947 bei den Geschehnissen im Dorf Batuan. Den Bewohnern wurde vorgeworfen die Republik zu unterstützen.

Der Befehl aus Gyanyar verlangte von den Dorfbewohnern, alle Unterstützer der Republik und Anhänger Ngurah Rais öffentlich zu demütigen und zu foltern.

Einer dieser Unterstützer war Ida Bagus Made Jatasura. Er war einer der bekanntesten und begabtesten Maler Balis. Er wurde, zusammen mit Verwandten und Freunden vor seinem Heimatdorf ausgepeitscht und verhöhnt und erlag im Gefängnis von Gyanyar seinen Verletzungen.

Anak Agungs Rolle ist umstritten. Als Grund für seine Kollaboration mit den Holländern gab er an, dass er in der Vergangenheit durch eine Entführung durch republikanische Kräfte dieser Idee entfremdet worden war.

Zum einen war er mitverantwortlich für die brutale Unterdrückung des Wiederstands, zum anderen Unterstütze er später die Anerkennung der Republik im Rat des NIT.

Am 20. Juli 1948 begann Holland einen Angriff gegen die republikanischen Kräfte in ganz Indonesien und bombardierten bei dem von Ihnen "Polizeiaktion" genannten Angriff, mehrere Städte. Grossbritannien und die USA distanzierten darauf von den Niederlanden. Die Sowjetunion unterstütze die Republik.

Eine zweite "Polizeitaktion" fand am 18. Dezember statt. Sämtliche Mitglieder der zivilen Regierung begaben sich in Haft und hofften auf internationalen Protest.

Der liess nicht lange auf sich warten. Amerika stellte seine Wiederaufbau-Zahlungen an Holland ein, die UNO verurteilte das Vorgehen und asiatische Staaten boykottierten die Niederlande.

Zu diesem Zeitpunkt verurteile auch Anak Agung das Vorgehen Hollands und setzte sich für die Anerkennung der Republik im NIT ein. Ob er dies allerdings aus Überzeugung oder nur aus der Erkenntnis heraus tat, dass sich der Wind zu drehen schien ist nicht festzustellen. Trotzdem wurde Anak Agung später Aussenminister Indonesiens.

Holland war durch den internationalen Druck zu Verhandlungen mit der Republik gezwungen. Am Ende der Verhandlungen stand die Freilassung der Inhaftierten Regierung und einer grossen Anzahl republikanischer Kämpfer und die Unabhängigkeit Indonesiens .

1949 übergab Holland offiziell die Souveränität in die Hände der Republikaner. Die auf Bali herrschenden Königshäuser verloren hierbei einen Grossteil ihrer  politischen Macht.

Unabhängigkeit unter Sukarno

Sukarno wurde Präsident der Republik Indonesien. Er war der Sohn eines javanischen Vaters und einer balinesischen Mutter.  Beide lehrten ihn schon in jungen Jahren den Wert der unterschiedlichen indonesischen Kulturen.

Er versuchte eine gemeinsame und wahre indonesische Kultur zu finden, die das gesamte Land vereinen sollte. Er verband darin Elemente aus allen Teilregionen aber städtischer Kultur und chinesischen Elementen.

Er versuchte besonders die javanische und die balinesische Kultur zu verbinden. Er sah Bali gar als die ursprüngliche Kultur Indonesiens und versuchte diese Kultur mit der Modernisierung in Einklang zu bringen. Diese Politik wurde "Einheit in der Vielfalt genannt".

Er forderte alle Indonesier auf Bali zu besuchen und unterstützte zahlreiche balinesische Künstler, besonders im Gebiet von Ubud.

Staatsgäste wurden von Tänzerinnen aus der Region Ubud oder Gyanyar begrüsst.  Er empfing die viele Staatsgäste in seinem Palast, der auf einem Hügel bei Tampak Siring gebaut wurde.

1950 gab es den Versuch einiger Königshäuser, die vor der Republik im Rat der Könige geherrscht hatten, Bali zu einer Sonderregion erklären zu lassen, in dem die alten Eliten, sprich Königshäuser, weiter regieren konnten.

Das Parlament Balis, dass noch beherrscht von den Anhängern der Königshäuser war stimmte für einen Kandidaten, der diese Forderung vertreten sollte, Sukarno jedoch intervenierte, legte sein Veto ein und machte Suteja zum Gouverneur von Bali.

Anak Bagus Suteja war einer der prominentesten Vertreter des Widerstandes. Er sorgte für die Bedeckung des "balinesichen Busens", um gegen den Sensationstourismus entgegenzuwirken, dessen Bali Bild einer Modernisierung Indonesiens im Wege stand.  

In dieser Zeit bildete sich auch die Fraktion der Neotraditionalisten. Diese beabsichtigen den balinesichen Hinduismus umzuformen. Dieser sollte sich mehr an dem Hinduismus Indiens orientieren. Dies geschah auch durch den Druck aus Jakarta.

Der Hinduismus Balis musste innerhalb der neuen Republik Indonesien seinen Status als Weltreligion, neben dem Islam und dem Christentum beweisen.

Eine Religion musste ein schriftliches Regelwerk  und den Glauben an "einen Gott" vorweisen, wie es die Pancasila, die Staatsgrundlage der indonesischen Republik vorsah.

Mit Literaturwissenschaftlern sammelte man Dokumente, die beweisen sollte, dass der balinesische Hinduismus tatsächlich eine Sammlung von literarischen, rituellen und ethischen Texten besass.

Der Ein-Gott-Glaube versuchte man damit zu beweisen, dass die Vielzahl der Götter der hinduistischen Glaubenswelt. wie Wishnu, Shiva, Brahma etc. sich zusammen im grossen Gott Sanghyang Widi Wasa manifestierten.

Dies führte auch dazu, dass eine Vielzahl balinesischer Intellektueller in Indien studierte und sich eine ganze Generation intellektueller auf Indien ausrichtete.

1957 wurde die erste hinduistsiche Reformorganisation, Angjatan Muda Hindu Dharma (=) gegründet, zersplitterte aber kurz darauf in viele Teile, von der jede von einer anderen politischen Gruppierung unterstützt wurde.

Der aktivste unter den Traditionalisten war der Dewa Agung von Klungkung. Er versuchte die Stellung des Hochkönigs von Klungkung aufrecht zu erhalten und trat als Organisator von Ritualen auf.

Er wurde auch mehr oder weniger als Leiter eines informellen Rates von Brahmana-Priestern anerkannt. Durch seine Kenntnis fast sämtlicher rituellen Texte galt er las Instanz die die Brahmana-Priester prüfen und beraten konnte.

1963 versuchte er im Rahmen des nur einmal in 100 hundert Jahren stattfindenden Rituals Eka Dasa Rudra seine Rolle als überragende Figur, in Fragen der Religion und der traditionellen Werte massiv zu erweitern und zu festigen.

Das Ritual dient zum Ausgleich zwischen guten und bösen Kräften. Die 11 Formen des schrecklichen Gottes Eka Dasa Rundra sollten in einem exorzistischen Ritual gebannt werden, darin waren auch die Wirren der Kolinialzeit und des zweiten Weltkriegs eingeschlossen.

Der Umfang des Rituals nahm immense Ausmasse an und er benötigte die Unterstützung des republikanischen Staates, also auch der linksorientierten Modernisierer, eingeschlossen Suteja, die dem Dewa kritisch gegenüberstanden, um die gesamtbalinesiche Kultur zu fördern.

Mitten in der Vorbereitung des Rituals im Tempel Besakih brach der Ausbruch des Gunung Agung hinein. Ganze Dörfer wurden ausgelöscht, tausende Menschen kamen ums Leben und zahlreiche Tempel wurden vernichtet.

Der Dewa Agung harrte mit seinen Priestern im Tempel auf und versuchte so viele Schritte des Rituals wie möglich durchzuführen. Viele Kritiker sahen das gesamte Geschehen als Fehlschlag an und auch Förderer versuchten schon zuvor das Ritual aus Interessen der Sicherheit abzubrechen.

Aus der balinesichen Sichtweise konnte man das Geschehen allerdings auch als positives Signal sehen. Zerstörerische Kräfte und deren Beschleunigung könnte auch einem Zeitalter der Erneuerung und der Blüte vorausgehen.

Diese Gedankenwelt könnte zum Teil auch die Ereignisse von 1965 erklären. 

Suharto, der Massenmord und der Massentourismus

Zwischen dem 30. September bis zum 1 Oktober kam es in ganz Indonesien zu einem Progrom an den Mitgliedern und Sympathisanten der PKI (Partai Komunista Indonesia).

Vorausgegangen war ein sich immer mehr zuspitzender Streit zwischen dem rechten Lager der PNI und der PKI.

Nachdem bei den Wahlen von 1956 die PSI, die keine wirkliche kommunistische Ausrichtung hatte, die Wahlen auf Bali gewann, legte der Präsident der Republik Indonesien Sukarno sein Veto ein und verbot später die PSI.

Die PKI erreichte nur wenige Stimmen, jedoch wechselten infolge der Auflösung der PSI viele neue Mitglieder Mitglieder zur PKI. So konnte die PKI in den folgenden Jahren erheblich an Einfluss gewinnen.

Eine zentrale Forderung der PKI war eine Bodenreform, die zwar auch von vielen andern Politikern versprochen worden war aber nicht in die Tat umgesetzt wurde.

Sie rief die Bauern dazu auf ihrem Recht selbst Geltung zu verschaffen und sich gegen die Grundbesitzer, die noch die Vorteile aus der kolonialen Vergangenheit genossen, zur Wehr zu setzen.

Auch die wachsende Korruption unter Sukarno war ein Kritikpunkt der PKI, die sich selbst von Korruption freihielt.

Sie kritisierten auch die religiösen Rituale, die auch zur Festigung der Machtposition der Traditionalisten dienten und versuchten diese teils zu stören und zogen so umso mehr den Hass der Traditionalisten auf sich.

Es kam regelmässig zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der PKI und der PNI. Jeder geriet unter den Druck sich für eine der beiden Seiten zu entscheiden. Dörfer, Tempelvereinigungen und selbst Familien spalteten sich in feindliche Lager.

Einen gescheiterten Putschversuch am 30. September 1965 , bei dem 5 Generäle  auf brutale Weise getötet wurden, nutzte das Rechte Lager der PNI um den General Suharto, um einerseits gegen die PKI vorzugehen und andererseits Sukarno zu entmachten.

Suharto ein General, der sich mit der Niederschlagung des Putsches schmücken konnte, heizte die Situation weiter an. Es wurde verbreitet, dass die Generäle von kommunistischen Frauen getötet und in Stücke gehackt wurden.

Für die gläubigen Muslime Javas war dies insbesondere deswegen verwerflich, weil die Seele der Getöteten nach ihrem Glauben nicht ins Paradies aufsteigen konnten.

Allerdings ist stark anzunehmen, dass die Geschehnisse entweder stark übertrieben oder gar ganz inszeniert worden waren.

Was nun in ganz Indonesien begann war der größte Massenmord der indonesischen Geschichte.

Anhänger und Sympathisanten der PKI wurden gejagt und getötet. Ganze Dörfer wurden samt ihrer Einwohner ausradiert, wenn diese auf der falschen Seite standen.

Auf Bali soll das Schlachten, das später "Die Saison der Hackmesser" genannt wurde, besonders fanatisch ausgeführt worden sein. Ein der PNI nahestehender General namens Saro Edhy äusserte "Auf Java mussten wir die Menschen zum Töten von Kommunisten antreiben, auf Bali mussten wir sie zurückhalten".

Die Militärs selbst hielten sich von den Kämpfen fern, die Dorfbewohner selbst führten die Tötungen aus, da sie ansonsten befürchten mussten, selbst als Sympathisant der Kommunisten angesehen zu werden.

Nur in wenigen Fällen weigerte sich eine gesamte Dorfgemeinschaft an einem Massaker mitzuwirken.

Die Bilanz allein auf Bali waren über 100.000 Tote. Leichenberge stauten ganze Flüsse und die Friedhöfe boten nicht Platz die Toten unterzubringen. In ganz Indonesien starben zwischen 500.000 - 1.000.000 Menschen.

Es ist heute zweifelhaft, ob es tatsächlich einen Putschversuch gab und wer diesen inszeniert hatte. Es könnten naive Putschisten aus eigner Initiative gehandelt haben oder auch bewusst manipuliert worden sein. Zumindest war die offizielle Darstellung höchst fragwürdig.

Durch den Vernichtung der PKI und den Sturz Sukarnos, begann die Ära des Suharto-Regimes.

Suhartos Führungsstil schloss nicht mehr alle Regionen ein. Er konzentrierte sich vor allem auf die javanische Kultur und zentralisierte alle Macht in Jakarta. Aber auch er erkannte die Sonderstellung und auch die Sonderstellung Balis.

Auch wurde unter Suharto der Massentourismus gefördert. Ansätze hierzu gab es auch schon in unter Sukarno.

In den 70er Jahren wurde  die Insel zu einem beliebtem Ziel von Hippies, denen das Bild Balis, als friedliche und mystische Insel, voller Rituale, sowie billigen Drogen, wie Zauberpilzen und anderen entgegenkam.

Es entstanden viele kleine Hotels, um der neuen Klientel gerecht zu werden.  Hotels im Bungalow- oder Hüttenstil enstanden.

Allerdings waren diese Touristen nicht gerade das, was sich das Tourismusministerium wünschte, da sie wenige oder gar keine Devisen auf die Insel brachten, jedoch legten sie den Grundstein für den kommenden Massentourismus.

Nach den Hippies wurde Bali ein beliebter Treffpunkt von Surfern und der Strom der Touristen stieg jährlich an.

Cokorda Sukawati von Ubud verstarb im Jahre 1979. Seine feierlich Feuerbestattung fand internationale Aufmerksamkeit. Auch Filmteams aus den USA und Europa waren an den Filmrechten interessiert.

Ebenfalls wurde 1979 das Ritual Eka Dasa Rudra, dass aufgrund des Ausbruchs des Gunung Agung im Jahre 1963 abgebrochen werden musste wiederholt.

In den 80er und 90er Jahren erreichte die Zahl der Touristen ca. 400.000 pro Jahr und wurde ein immer lukrativeres Geschäft. Auch der korrupte Suharto-Clan profitierte hiervon.

Nach dem Ende der Suharto-Ära stieg die Tourismuszahl unaufhaltsam weiter und ging in die Millionen.

Die Überschwemmung mit Touristen brachte zwar einerseits größeren Wohlstand nach Bali, andererseits verkam die Insel und Ihre Kultur zur Kulisse und die Umweltverschmutzung nahm stark zu. Die Bali-Post schrieb 1997 hierzu:"Balis Strände haben sich in ein ökologisches und kulturelles Schlachtfeld verwandelt."

Bei einigen stattfindenden Ritualen ist es teilweise schwer unter der Masse der Touristen einen Einheimischen Teilnehmer zu finden. Kuta wurde zum Zentrum der Touristenwelle.

Für Australier ist Bali ihre Version des deutschen Mallorca. Nur gibt es dort neben Sauftouren zusätzlich noch käuflichen Sex. Einige Webseiten bieten gar "Bali-Sex-Tours" an.

Die Selbstmordanschläge von 2002

Einen erheblichen Einbruch erlebte der Tourismus durch die Bombenanschläge vom 12 Oktober 2002 auf den Sari Club in Kuta. Der Selbstmordanschlag wurde der Islamistengruppe Jemmah Islamiyah zugeschrieben.

202 Menschen wurden getötet, darunter 6 Deutsche. Die meisten Opfer waren Australier. Am 12. Oktober 2004 wurde eine Gedenkstätte für die Opfer eingeweiht. Eine hinduistische Zeremonie startete die Einweihung.

Der Einbruch in der Tourismusindustrie war verhältnismässig kurz, schon 2004  betrugen die Besucherzahlen 4,4 Mio. Touristen und erreichten damit eine neue Rekordmarke. Auch der Sari Club existiert bereits wieder und ist gut besucht.


« [Zurück zu Teil 2]

Quellen:
Günther Spitzing, Bali, DuMont Verlag, ISBN 3-7701-1382-9
Adrian Vickers, Reise Know-How - Bali, ein Paradies wird erfunden, Reise Know-How Verlag, ISBN 3-89416-618


Diese Seite drucken

Unternavigation