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Ausgrenzung der chinesischen Minderheit unter Suharto

Unter Sukarno hatte es noch Bemühungen gegeben alle Chinesen als gleichberechtigte Bürger anzuerkennen. Noch 1963 hatte Sukarno erklärt, dass die indonesische Nation von vielen Beinen (=ind. Suku) getragen würde.

"Die indonesische Nation hat viele Beine, ein javanisches Bein, ein Sumatra Bein, ein Dayak Bein, ein Sumba Bein und ein peranakan-chinesisches Bein. Das Peranakan-Bein ist eines der Beine der indonesischen Nation.

Er versuchte den Status der chinesischen Minderheit mit allen anderen Bevölkerungsgruppen auf eine Stufe zu stellen, wie sich herausstellte ohne Erfolg.

In der Ära von Suharto änderte sich die Lage der chinesischstämmigen Minderheit grundlegend. Sie sollte unter dem System der Neuen Ordnung besonders zu leiden haben.

Die Regierung erklärte sie pauschal für verdächtig, da sie dem kommunistischen China zugerechnet wurden, obwohl viele Chinesen schon seit mehreren Generationen in Indonesien lebten.

Schon während der Ausschreitungen gegen die PKI waren auch viele Chinesen Ziel von Gewalt und Plünderungen gewesen. Absurd war, dass die indonesische Regierung die Chinesen selbst für die Übergriffe verantwortlich machte und Ihnen Ihre Andersartigkeit, welche angeblich dem indonesischen Wesen widersprach vorwarf.

Die Glaubensrichtungen, der Konfuzianismus und der Taoismus, vieler Chinesen wurde nicht als Religion anerkannt. Dies war allerdings nur eine von vielen Einschränkungen und Drangsalierungen.

Suharto beabsichtigte alles chinesische aus dem indonesischen Alltag zu verbannen. Es entstand ein Programm (Program pembauran = Assimilationsprogramm), dass vorgab die völlige Assimilation der Minderheit zu erreichen.

Die chinesische Sprache wurde verboten, ebenso chinesische Schriftzeichen und Kulturelle Aufführungen. Selbst indonesische Theaterstücke, die sich an die chinesische Kultur anlehnten wurden verboten. Diese Regelungen traten 1967 mit dem Erlass 14/1967 in Kraft.

Zugelassen war nur noch eine chinesische Zeitung, die allerdings meist von schlechter journalistischer Qualität war aber dennoch eine Auflage von 100.000 besaß, da es die einzige Möglichkeit war chinesische Schriftzeichen zu lesen.

Schon 1966 waren durch den Erlass 127/U/Kep/12/1966 chinesische Namen verboten und alle chinesisch-stämmigen Indonesier waren gezwungen indonesische Namen anzunehmen.

Im Widerspruch zum Ziel des Assimilation stand allerdings die Tatsache, dass eine chinesische Herkunft im Pass vermerkt wurde und jeder Chinese einen Bestätigungsbrief bei sich tragen musste, der bewies, dass er die indonesische Staatsbürgerschaft rechtmäßig erworben hatte.

All dies öffnete Drangsalierungen im Alltag Tür und Tor. Die ohnehin von Golkar kontrollierte Beamtenschaft kassierte von Chinesen höhere Gebühren und Bestechungsgelder.

Ebenso wurde ab 1967 der Zugang zu Universitäten erschwert. Durch die notwendigen Bestechungsgelder, war es für Eltern oft billiger ihr Kind auf eine ausländische Schule zu schicken als auf eine indonesische.

Der gleiche Erlass machte es chinesisch-stämmigen Indonesiern unmöglich bestimmte Berufe auszuführen und zum Beispiel als Beamter oder im Militär eine Anstellung zu finden.

Dieser gesellschaftliche Brandmarkung widerspricht selbstverständlich dem Ziel der Assimilierung, da sie die chinesische Minderheit natürlich in Ihrem Schicksal zusammenschweißte.

Allerdings geschah all dies nicht ohne Absicht, denn gleichzeitig verband sich die Elite um Suharto eng mit den wirtschaftlich starken chinesischen Familien, die gezwungen waren zu kooperieren aber so zumindest wirtschaftlich tätig sein konnten.

Suharto selbst war beispielsweise selbst eng mit dem chinesischen Geschäftsmann Liem Sioe Liong verbunden. Allerdings profitierten von dieser Verflechtung nur die wirtschaftlich starken Chinesischen Tycoons, nicht aber die breite Masse.

Andererseits mussten Sie aber regelmäßig als Sündenböcke herhalten. Suharto präsentierte sich als Beschützer der so genannten "Pribumi" (ursprüngliche Indonesier) gegen die ökonomisch Mächtigen "non-pribumi" (chinesische Einwanderer).

Die Schuld an der Kluft zwischen Arm und Reich wurde vor allem den Chinesen angelastet. Es wurde behauptet, dass der 3% Anteil von Chinesen 70 % der indonesischen Wirtschaft kontrolliere.

Weiterhin wurde als offen rassistische Komponente von oberster Stelle der abwertend gemeinte Begriff "Orang Cina" anstelle des bis zum diesem Zeitpunkt gebräuchlichen und wertfreien "Tionghoa" verwendet um damit Rassismus gegenüber Chinesen von höchster Stelle aus zu legitimieren.

Suharto inszenierte sich vielfach als Vorkämpfer für eine gerechte Verteilung des Reichtums, so lud er 31 Geschäftsleiter (die bis auf zwei chinesischer Abstammung waren) der größten Unternehmen auf seine Farm ein und forderte Sie medienwirksam auf sich verantwortlich für die schlechte Lage der indonesischen Bevölkerung zu zeigen.

Er selbst präsentierte sich hiermit als jemand, der nicht von diesen Geschäften profitierte (allerdings tat er dies massiv) und zeigte andererseits die Chinesen als Hauptschuldige für alle sozialen Gräben in der Gesellschaft auf.

Jedes mal wenn eine Wirtschaftskrise das Land bedrohte machte das Suharto-Regime die chinesische Minderheit für diese Verantwortlich, um den Zorn der Bevölkerung von sich abzulenken.

Es kann auch angenommen werden, dass eine breite und gebildete Mittelschicht durch das Regime nicht erwünscht war und man mit der angeblichen chinesischen Ausbeutung der indonesischen Gesellschaft jederzeit einen Sündenbock hatte, dem man die Schuld zuweisen konnte. Somit war der Antisinismus einer der Hauptstützpfeiler des Suharto-Regimes.

Kurz zusammengefasst kann man also behaupten, dass es dem Regime möglich war von der wirtschaftlichen Macht der chinesischen Unternehmer zu profitieren und die Mehrheit der Chinesen gleichzeitig als Sündenbock für soziale Widersprüche zu missbrauchen.

Auch wurden die angezettelten Unruhen immer wieder dazu benutzt um gegen Oppositionelle und protestierende Studenten vorzugehen und das Vorgehen im Namen der Sicherheit zu rechtfertigen.

Während der Ära der Neuen Ordnung kam es während Wirtschaftskrisen immer wieder zu vereinzelten und auch geradezu organisierten Ausschreitungen gegen die chinesische Minderheit. Besonders das Jahr 1998 ist bis heute in Erinnerung geblieben


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